Bergkapelle

Kleine Kapelle, große Geschichte(n)


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Ein weißes Gebäude mit Kirchturm

Die große Bergbau-Vergangenheit Oberndorfs trug nicht nur zum Aufstieg der Region ab dem 16. Jahrhundert bei, sondern führte auch zu verheerenden Unglücken: Grubenbrände, Grubengas, Arbeitsunfälle und die Pest forderten Hunderte Tote. Als die Oberndorfer Bergleute 1732 von dramatischen Wassereinbrüchen heimgesucht wurden, die zahlreiche Opfer gefordert hatten, stiftete die Knappschaft die Kapelle am Rerobichl. Geweiht wurde sie dem Heiligen Nepomuk, der u.a. auch als Nothelfer gegen Wassergefahren angerufen wird, genannt wird sie hier in der Gegend aber schlicht Bergkapelle oder Rerobichl-Kapelle. 

ein großer Raum mit Bänken

Das kleine Gotteshaus wurde von Baumeister Jakob Singer aus Götzens geschaffen, die Stuckaturen stammen von seinem Bruder Johann, die Deckengemälde vom Kitzbüheler Bildhauer Simon Benedikt Faistenberger. Sie zeigen die Martyriumszene des Heiligen Johannes Nepomuk, dem von einem Henkersknecht eine brennende Fackel an den Körper gedrückt wird. Die Wunde wird daraufhin von einem vor ihm knienden Engel umsorgt, während eine ältere prophetenhafte Gestalt dem Geschehen entsetzt folgt. 

Ein religiöses Gemälde an einer WandDas zweite Deckenbild schildert den Heiligen Johannes Nepomuk begleitet von den Attributen seines Gefangenseins: den Handschellen und der an einem Eisenblock befestigten Kette. Über ihm schwebt ein Engel, der im Begriff ist, Johannes Nepomuk die Märtyrerkrone aufzusetzen. Unter der ergriffenen Gottvatergestalt erstreckt sich – als Altarersatz – das Hauptbild der Bergkapelle. Übereinander sind von unten nach oben abgebildet: der Heilige Johannes Nepomuk, der Evangelist Johannes mit dem Federkiel (wohl beim Verfassen der Apokalypse) und die über der Mondsichel aufstehende Maria mit dem Jesuskind. Dasselbe Trio aus Jakob und Johann Singer sowie Simon Benedikt Faistenberger zeichnet auch für die Errichtung der neuen Pfarrkirche im Ortszentrum Oberndorfs zwischen 1733 und 1734 verantwortlich.

Fast 230 Jahre überdauerte die Bergkapelle Irrungen und Wirrungen der Geschichte, goldene Zeiten und blutige Kriege, ehe sie eine freundschaftliche Fügung über die Landesgrenzen hinaus bekannt machte: In den 1950er-Jahren wurde die Kapelle vom Wiener Industriellen Herbert Kloiber erworben, dem hier im Ort seit 1950 auch der Bruggbachhof gehört. Eine enge Freundschaft bestand zwischen Familie Kloiber und Herbert von Karajan (1908 - 1989), einem der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts, und der Maestro war auch regelmäßig in Oberdorf zu Besuch. So entstand unter den Freunden die Idee, in der Kapelle eine Hochzeit auszurichten: Am 12. August 1964 gaben sich Eliette und Herbert von Karajan – unter strenger Geheimhaltung und mit nur 20 Gästen – in dem historischen Kleinod das Ja-Wort. Getraut hat die beiden Oberndorfs damaliger Pfarrer Karl Födinger. 

Heute befindet sich die Bergkapelle wieder im Besitz der Gemeinde Oberndorf. 2009 wurde sie zuletzt restauriert.



ein weiß-goldenes Dekorationsobjekt ein weißes Tuch mit einem Motiv darauf Eine dekorative Platte an einer Wanddie Skulptur eines Babys

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